Schweiz nutzt naturwissenschaftliche Sammlungen schlecht
Die Schweiz nutzt ihre mit über 60 Millionen Objekten umfangreichen naturwissenschaftlichen Sammlungen schlecht. Gegenwärtig sind nur 17 Prozent der Objekte digital erfasst und damit für wissenschaftliche Auswertungen wirklich zugänglich. Dies zeigt der Bericht «Nationale Bedeutung Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Schweiz» der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT). Demnach braucht es einen Investitionsschub, damit Sammlungen eine effiziente Forschungsinfrastruktur werden.

Über 60 Millionen Funde von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Steinen, Bodenproben und Versteinerungen lagern in Museen, Hochschulen und botanischen Gärten. Rund 20 Millionen Objekte dokumentieren den Wandel der Natur der Schweiz, die übrigen stammen aus der ganzen Welt. Von besonderer Bedeutung sind die fast 180'000 Belegexemplare von Arten und ihren Untereinheiten, so etwas wie die Urkilogramme der Biologie. Der Bericht «Nationale Bedeutung Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Schweiz» bietet erstmals eine systematische Übersicht über die Sammlungen an öffentlichen Institutionen der Schweiz.
Für die Forschung in Themen wie Klima, Landwirtschaft (Schädlinge, Pestizide), übertragbare Krankheiten, Biodiversität oder Nutzung des Untergrundes (Geothermie, Tunnel) enthalten Sammlungen teils einzigartige Daten. Gerade Umweltveränderungen über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg können oft nur über Sammlungsobjekte nachgewiesen werden. Mit Analysen des Erbgutes oder der chemischen Zusammensetzung, mit Scannern und anderen modernen Methoden gewinnen Forschende stets neue Erkenntnisse.
Sammlungen sind Forschungsinfrastruktur
Das grosse Potenzial der Sammlungen für die Forschung liegt jedoch in weiten Teilen brach, wegen fehlender Aufbereitung, Digitalisierung und Vernetzung der Daten. Die SCNAT erarbeitet deshalb zusammen mit Museen, Hochschulen und botanischen Gärten eine Strategie und baut eine digitale Forschungsplattform auf. Die Partner möchten erreichen, dass Sammlungen als nationale Forschungsinfrastruktur anerkannt werden. Für deren Aufbau ist ein Investitionsschub von rund 14 Millionen CHF nötig, der durch Eigenleistungen der Sammlungsinstitutionen ergänzt wird. Viele Länder Europas sind bereits einige Schritte weiter. Auch die Europäische Union hat Sammlungen 2018 als prioritäre Forschungsinfrastruktur eingestuft.
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Image: Christoph Germann
Landwirtschaft, Umweltschutz, Verkehrsinfrastrukturen – viele Erkenntnisse stützen auf Wissen aus naturwissenschaftlichen Sammlungen. In der Schweiz lagern über 60 Millionen Objekte verteilt in allen Kantonen. Sie sind für die moderne Forschung jedoch kaum verwendbar, da sie lückenhaft bestimmt und klassifiziert und nur gerade 17 Prozent der Objektdaten digital erfasst sind. Der Erhalt von Expertenwissen und eine virtuelle Infrastruktur zur Vernetzung der Objektsammlungen und Datenbanken sind für die föderal organisierte Schweiz notwendig, um den Wissenschaftsplatz und Innovationsstandort nachhaltig zu stützen. Forschende planen eine koordinierte Strategie zum grösstmöglichen Nutzen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
Biological and geoscience collections form an important part of our rich scientific heritage and provide the basis for much of what we know today about our planet and how we humans have influenced it. Natural history collections help us to understand our past and present better, thereby providing a basis for predicting the future. They also serve as biobanks for preserving the Earth’s organismic and genomic diversity, and must not only be maintained, but also supplemented so that scientists can continue to document and explore life on Earth. As new investigative techniques emerge, we can discover more from studying such intact and well-preserved collections.
Image: Akademien Schweiz